katlas beyond

Katrin & Niklas

Junges Paar sitzt im Kofferaum eines weißen Campervans, der vor einem Fluss steht

Work & Travel in Neuseeland – Unsere Ankunft und der organisatorische Wahnsinn

Im Mai 2023 begann unser Work and Travel Abenteuer in Neuseeland. Unsere ersten Tage im Land der Kiwis waren geprägt von Organisation, Recherchen und zwischenzeitlicher Verzweiflung, endeten aber glücklicherweise doch noch mit Erfolg.

Direkt nach unserer Ankunft wollten wir uns um alles Nötige kümmern, um uns relativ bald einen Job für die Winterzeit suchen zu können. Neben unserem Working Holiday Visum benötigten wir auch ein inländisches Bankkonto sowie die wichtige Steuernummer, bekannt als IRD-Number, um in Neuseeland arbeiten zu können. Teilweise wird für die Arbeit auf Farmen oder in Obstgärten auch ein eigenes Transportmittel gefragt. Doch unabhängig davon hatten wir ohnehin vor, uns ein Auto für unseren Aufenthalt in Neuseeland zuzulegen. Denn die öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem für Langstrecken, sind in Neuseeland nicht besonders gut ausgebaut. Viele der abgelegene Orte sind ohne eigenes Fahrzeug gar nicht erst erreichbar.

Die Einreise nach Neuseeland

Unser Flug ging von Singapur aus über Sydney in die neuseeländische Hauptstadt Wellington. Als wir am Vormittag aus dem Flugzeug stiegen, schauten wir etwas nervös auf die nun bevorstehende Einreise, die in Neuseeland besonders streng sein soll. Wir hatten uns aber so gut es ging darauf vorbereitet und das Visum, den Nachweis der Krankenversicherung sowie Kontoauszüge, sowohl ausgedruckt als auch in digitaler Form bereit gehalten. Und auch unsere Schuhe hatten wir vor der Abreise im Hotel noch gesäubert, um auch keine fremden Keime in das Land mitzubringen.

Im Flugzeug hatten wir einen Einreiseschein bekommen, auf dem wir Informationen zu unserem Gepäck und unseren letzten Aufenthaltsorten machen mussten. Am Flughafen angekommen, gaben wir diesen Schein ab und wurden entsprechend unserer Angaben mit einer bunten Markierung am Boden geleitet. Da wir nur zwei Wochen zuvor noch im Malaysischen Regenwald wandern waren, mussten wir unsere Schuhe gesondert angeben. Diese wurden dann von einem Mitarbeiter inspiziert. Dieser hatte aber glücklicherweise bis auf ein kleines Insekt, das sich eingeschlichen hatte, nichts zu beanstanden. Erneut folgten wir einer farbigen Markierung auf dem Boden, bis wir plötzlich am Ausgang des Flughafens standen. Verwundert schauten wir uns an, sollte es wirklich so einfach sein. Aber wir hatten es geschafft, wir waren ohne Probleme nach Neuseeland eingereist.

Die Herausforderung eines neuseeländischen Bankkontos

In Neuseeland gibt es mehrere größere Banken. Auf Empfehlung unserer AirBnB Gastgeber entschieden wir uns kurzerhand für die Kiwibank; möglicherweise hat aber auch der Name der Bank etwas zur Entscheidung beigetragen. 

Bankbesuch Nr. 1:

Tablett-Terminal in einer Bankfiliale

Motiviert machten wir uns also am Montagmittag auf den Weg zur nächsten Kiwibank Filiale in der Innenstadt. Da unsere Unterkunft etwas außerhalb lag, dauerte die Busfahrt dorthin ungefähr eine halbe Stunde. In der Bankfiliale angekommen, mussten wir zunächst all unsere Informationen und Daten über ein Tablet in einem Online-Formular der Bank eingeben. Nachdem wir das Formular mühsam ausgefüllt hatten, stürzte der Prozess leider ab und wir mussten alle Daten ein zweites Mal eingeben. Anschließend wurden wir zu einem Mitarbeiter geschickt, der die von uns eingegebenen Daten noch einmal überprüfte und mit unseren Reisepässen abglich. Zusätzlich verlangte er noch unser Visum und einen so genannten „Proof of Address“, also eine Bestätigung unserer neuseeländischen Adresse.

Obwohl wir das Visum digital vorzeigen konnten, verlangte er eine ausgedruckte Version. Und auch die Bestätigung der Adresse unserer Unterkunft, die wir uns über AirBnB für die Einreise ausstellen lassen konnten, genügte ihm nicht. Er benötigte ein offizielles Dokument wie einen Mietvertrag, einen Brief vom Stromanbieter oder Ähnliches. Nur hatten wir dies natürlich alles nicht. Letztendlich sollte sicher darauf abgezielt werden, dass die Kunden, die ein Konto eröffnen wollen, dauerhaft in einer neuseeländischen Wohnung leben. Schlecht für uns.

Bankbesuch Nr. 2

Zurück in unserer Unterkunft, erklärten wir unserer Gastgeberin die Situation und fragten sie, ob sie uns vielleicht eine Bestätigung ausstellen könnte, dass wir aktuell bei ihr wohnen. Glücklicherweise war sie sehr hilfsbereit und unterstützte uns, indem sie das von uns vorbereitete Dokument verbesserte und unterschrieb. Mit diesem Nachweis machten wir uns am nächsten Tag erneut auf den Weg in die Innenstadt für einen weiteren Bankbesuch. Vorher liefen wir jedoch über eine Stunde durch die Stadt auf der Suche nach einem Copy-Shop, um die benötigten Dokumente auszudrucken.

Nachdem wir endlich fündig geworden waren und die Ausdrucke in Händen hielten, betraten wir erneut die Bankfiliale. Dort wurden wir freundlich von einer Dame empfangen, die unser Anliegen und die mitgebrachten Dokumente prüfte. Zu unserer Erleichterung erklärte sie, dass die Bestätigung unserer Gastgeberin ausreichend sei, jedoch würde nun noch ein „Proof of her address“ benötigt werden – ein Beweis, dass auch sie tatsächlich bei dieser Adresse wohnt. Außerdem teilte sie uns mit, dass es nicht nötig gewesen wäre, dass wir die Dokumente ausdrucken. Gut zu wissen.

Bankbesuch Nr. 3

Erneut mussten wir also unsere Gastgeberin um Unterstützung bitten, die sie uns auch glücklicherweise weiterhin gab. Sie hatte erst an diesem Tag einen Brief der Kiwibank per  Post geschickt bekommen, der an Sie und an die besagte Adresse adressiert war. Mit diesem Brief machten wir uns am nächsten Tag erneut auf den Weg in die Bank, nur damit man uns mitteilte, dass ein Brief der eigenen Bank nicht als Proof akzeptiert wird. Trotzdem wurde der Prozess der Kontoeröffnung weiter vorangebracht. Eine Angestellte nahm erneut unsere Daten auf und richtete mit uns gemeinsam unseren Account bei der Bank und unser Onlinebanking ein. 

Bankbesuch Nr. 4

Etwas unangenehm berührt, mussten wir am Abend unsere Gastgeberin um ein anderes Dokument bitten. Zum Glück war sie immer noch bereit uns zu unterstützen und stellte uns ein Steuerdokument zur Verfügung. Mit diesem und dem bereits zwei Tage zuvor als ausreichend befundenen Dokument der Adressbescheinigung betraten wir also am nächsten Morgen erneut die Bank-Filiale, in der uns die Mitarbeiter bereits wiedererkannten. Dieses Mal sprachen wir mit einer anderen Mitarbeiterin, die jedoch feststellte, dass auf unserem Dokument das Datum fehlte und es daher nicht gültig war.

Bankbesuch Nr. 5

Etwas verzweifelt aufgrund der erneuten Ablehnung und der Tatsache, dass es bereits Donnerstag war und wir am nächsten abreisen würden, verließen wir die Bankfiliale. An den vorherigen Tagen hatten wir noch unsere Laptops dabei, auf denen sich das digital unterschriebene Dokument befand. Ausgerechnet an diesem Tag hatten wir diese jedoch zuhause gelassen. Eine Rückkehr zur Unterkunft, um das Dokument dort anzupassen und wieder zur Bank zu fahren, war aufgrund der langen Fahrzeit und der Öffnungszeiten der Bank nicht mehr möglich.

Visa Karten der Kiwibank werden in der Hand gehalten

Im Café nebenan nahmen wir uns Zeit, um eine Lösung zu finden. Wir erstellten ein neues Dokument mit dem aktuellen Datum über die Word-App auf unserem Handy. Die Unterschrift unserer Gastgeberin scannten wir ebenfalls mit dem Handy ein und fügten sie dann auf das neu erstellte Dokument ein. Mit diesem neu erstellten Dokument gingen wir erneut in die Bankfiliale und schickten es per Mail an die Mitarbeiterin. Und endlich hatten wir alle Voraussetzungen erfüllt und nur ein paar Minuten später wurden uns unsere Visa-Cards ausgehändigt. 

Der gesamte Prozess der Kontoeröffnung hätte möglicherweise schneller verlaufen können, wenn wir uns im Voraus besser darüber informiert hätten, welche Dokumente die Bank genau benötigt und welche Proof of Address akzeptiert werden. Letztendlich haben wir es der großartigen Unterstützung unserer AirBnB Gastgeberin zu verdanken, dass wir unsere neuseeländischen Konten eröffnen konnten. 

Im Nachhinein haben wir dann jedoch feststellen müssen, dass die KiwiBank einen Nachteil hat: Sie ist die einzige der größeren Banken in Neuseeland, die die Apple-Pay Funktion nicht unterstützt. Na toll.

IRD – Unsere neuseeländische Steuernummer

Neben einem inländischen Bankkonto benötigt man außerdem eine neuseeländische Steuernummer, die sogenannte IRD-number, um in Neuseeland arbeiten zu dürfen. Diese kann man entweder vor Ort in einem Post-Office oder noch einfacher online beantragen. Nach unseren ersten gescheiterten Bank Besuchen erhofften wir uns wenigstens bei der Steuernummer ein Erfolgserlebnis zu haben. Jedoch hatten wir uns hier zu früh gefreut, denn für die Beantragung der Steuernummer muss ein neuseeländisches Konto angegeben werden.

Nachdem wir aber endlich unsere Bankkarten in der Hand hielten, konnten wir auch die IRD-Nummer ohne weitere Probleme beantragen. Ein paar Tage später erhielten wir diese dann per Mail zugeschickt, sowie den Zugang zu einem entsprechenden Online-Portal.

Damit stand dem Working-Teil unseres Work and Travel Aufenthalts in Neuseeland nichts mehr im Wege.

Autokauf

Um auch den “Travel”-Teil so angenehm wie möglich zu gestalten, war für uns von Anfang an klar, dass wir uns in Neuseeland ein eigenes Auto kaufen würden. Angekommen in Wellington überlegten wir dann, dass ein kleiner Campervan im Vergleich zu einem Auto mehr Vorteile bieten würde: Die Kosten für Campingplätze sind verglichen mit Hostels/AirBnBs deutlich günstiger und es gibt auch Möglichkeiten, komplett kostenlos auf Parkplätzen zu übernachten. Dadurch hätten wir auch deutlich mehr Flexibilität während unserer Reise, da wir nicht immer alle Unterkünfte im Voraus buchen müssen. 

Von unseren AirBnB Gastgebern bekamen wir den Tipp, dass die meisten Privatpersonen ihre Autos und Vans auf Facebook Marketplace, sowie auf TradeMe (dem neuseeländischen ebay) anbieten. Darüber hinaus stießen wir während unserer Recherche auch auf einige Autohändler, die Campervans speziell für Backpacker verkaufen und diese am Ende der Reise wieder zurückkaufen. Allerdings stellten wir fest, dass diese Händler ausschließlich in Auckland ansässig waren. Und auch das Angebot von Privatverkäufern schien dort größer zu sein . Daher entschieden wir kurzerhand, nach unserer Woche in Wellington mit einem Fernbus über Nacht nach Auckland zu fahren, um dort unseren eigenen Campervan zu erwerben.

Wir kamen Samstagmorgen in Auckland an und hatten daher noch zwei Tage Wochenende Zeit, um uns einen Überblick über das Angebot der Privatverkäufer zu verschaffen, bevor wir am Montag die Autohändler besuchen wollten. 

Wir investierten viele Stunden auf Facebook, durchstöberten die Angebote, verglichen Preise und Ausstattungen und nahmen Kontakt zu den Verkäufern aller potenziell interessanten Inserate auf. Einer der Verkäufer reagierte schnell und lud uns ein, den Campervan bereits am nächsten Tag zu besichtigen. Leider entsprach der Van dann aber nicht unseren Vorstellungen, die Inneneinrichtung sah wenig hochwertig aus und von dem Besitzer erfuhren wir auch, dass er mit Rostproblemen am Unterboden zu kämpfen hatte.

Außerdem waren wir inzwischen zu der Feststellung gekommen, dass die Angebote der Autohändler doch nicht mehr so attraktiv waren, wie wir anfangs gedacht hatten. Im Vergleich zu den Angeboten auf Facebook waren die Autos der Händler deutlich teurer. Für den Preis, für den man auf Facebook einen kleinen selbstversorgenden Campervan hätte bekommen können, boten die Händler lediglich ein etwas größeres Auto mit einer Matratze an. 

Zur gleichen Zeit waren wir aber noch mit einem anderen deutschen Paar in Kontakt, die ebenfalls ihren Van zum sofortigen Verkauf anboten. Allerdings befanden sie sich nicht direkt in Auckland, sondern etwa 45 Minuten Fahrt nördlich in der Nähe von Warkworth. Da wir unsere Unterkunft in Auckland nur für drei Tage gebucht hatten, entschieden wir, die Stadt anschließend zu verlassen, um den Van besichtigen und im besten Falle kaufen zu können. Denn die Konditionen sowie die Inneneinrichtung des Vans gehörten zu den besten, die wir bisher gesehen hatten. 

Selfie von zwei Frauen und zwei Männern vor einem Campervan

Nach einer zwei stündigen Busfahrt erreichten wir schließlich am Abend den kleinen Ort Snells Beach. Obwohl es bereits dunkel war, nahmen sich die Verkäufer die Zeit, uns den Van bei unserer Unterkunft zu zeigen. Im Licht der Straßenlaternen begutachteten wir den Wagen, ließen uns alles Wichtige erzählen und machten eine kurze Testfahrt. Und wie schon auf den Fotos und der Beschreibung konnte uns der Van auch von Auge zu Windschutzscheibe überzeugen. Daher verabredeten wir uns am nächsten Abend für den offiziellen Verkauf und die Ummeldung. Dies verlief dann auch super unkompliziert. Wir mussten lediglich beim Postamt ein Formular über den Verkauf ausfüllen, 9$ bezahlen und schon war der Van offiziell umgemeldet. Die Kosten für den Van konnten wir ganz einfach von unseren deutschen Konten auf das deutsche Konto der Verkäufer überweisen. 

Damit hatten wir nun einen fahrbaren Untersatz und ein Zuhause für unser Jahr Work and Travel in Neuseeland. Das Abenteuer konnte nun richtig beginnen.