katlas beyond

Katrin & Niklas

Mann läuft durch den Taman Negara Regendwald

Taman Negara – Im ältesten Regenwald der Welt

Nach drei Tagen in Kuala Lumpur kam das komplette Kontrastprogramm. Für uns ging es  für einige Tage nach Kuala Tahan, ein winziges Dörfchen direkt neben dem Taman Negara Nationalpark. Der Taman Negara ist mit über 130 Millionen Jahren einer der ältesten Regenwälder der Welt. Die Fläche des Nationalparks umfasst 4343 km² und liegt aufgrund der langen kontinuierlichen Erosion keine 300m über dem Meeresspiegel.

Die Anreise zum Taman Negara und das Unterkunfts-Problem

Die Unterkunft war bereits gebucht und am Abend vor der Abreise wollten wir noch die Bustickets buchen. Doch zu unserem Schreck stellten wir fest, dass wir auf keiner der Reise-Websites mehr Tickets findet konnten. Nach kurzer Verzweiflung und weiterem Suchen fanden wir schließlich den Anbieter Han Travel, mit dem wir am kommenden Tag die Reise antreten würden. Auch wenn diese Bustickets etwas teurer waren als ursprünglich kalkuliert, sollte sich herausstellen, dass wir es nicht besser hätten treffen können.

Minivan mit offener Tür steht am Straßenrand

Am nächsten Morgen ging es um halb 10 los, wir stiegen in den Mini-Van, in dem insgesamt noch ca. 6 andere Personen saßen, und los ging die Fahrt. Nach ungefähr zwei Stunden machten wir einen Stopp kurz vor  Beginn des Taman Negara Nationalparks. Dort bekamen wir ein paar Infos zu unserem Aufenthalt in Kuala Tahan. Als wir nach unserer Unterkunft gefragt wurden, lachte der Angestellte kurz auf, versicherte uns aber, dass diese Unterkunft in Ordnung sei und nur etwas außerhalb von Kuala Tahan läge.

Nachdem wir uns mit einem kleinen Mittagssnack gestärkt hatten, ging es also weiter. Vorbei an Palm(öl)-Plantagen und ab in den Regenwald. Einmal passierten wir auch eine etwas verloren aussehende Kuhherde, die direkt am Straßenrand graste.

Kurz bevor wir Kuala Tahan erreichten, bog der Fahrer links in eine Einfahrt mit zwei kleinen Gebäuden ein. Hier sollte unsere Unterkunft sein. Wir stiegen aus, schulterten unser Gepäck und der Bus fuhr weiter. Etwas planlos liefen wir einmal um die augenscheinliche Unterkunft herum, fanden aber keine Möglichkeit zum Check-In. Noch während wir den Gastgeber über Booking.com kontaktierten, kamen uns bereits Locals aus dem Nachbargebäude zur Hilfe.

Nachdem wir ihnen kurz erklärt hatten, dass wir hier eine Unterkunft gebucht hatten, eröffneten sie uns, dass die Unterkunft schon komplett belegt sei. Glücklicherweise kannten sie den Inhaber und riefen diesen kurzerhand für uns an. Aber auch dieser bestätigte, dass die Unterkunft ausgebucht sei und er keine Buchung, bzw. Bezahlung von uns erhalten hatte. Nach einigem Hin und Her beendeten wir das Telefonat wieder, jedoch ohne wirkliche Erkenntnis. Wir standen mitten im Nirgendwo mit unserem Gepäck und ohne Unterkunft.

Aber bevor bei uns die Panik aufkommen konnte, sahen wir schon unseren Bus zurückkommen. Die Locals hatten den Busfahrer angerufen, als klar war, dass wir hier keine Unterkunft bekommen würden. Der Busfahrer lud uns also kurzerhand wieder ein und fuhr mit uns nach Kuala Tahan. Im Bus saßen noch weitere deutsche Backpacker, die dasselbe Schicksal erlitten hatten wie wir. Der Busfahrer brachte uns zu einer Unterkunft und war unglaublich bemüht, uns dort noch ein Zimmer zu organisieren. Nach mehreren Telefonaten und Gesprächen mit den Angestellten hatte er es auch geschafft und wir bekamen das letzte freie Zimmer. Der Fahrer brachte uns sogar noch bis zu unserem Zimmer, nur um sicher zu gehen, dass für uns alles in Ordnung war.

Wir hatten mitten im Regenwald natürlich nicht mit einer luxuriösen Unterkunft gerechnet, aber trotzdem fühlten wir uns in unserem Zimmer mit jedem Tag unwohler. Das komplett pink gestrichene Zimmer enthielt sogar gleich ein Doppelbett und ein Einzelbett, allerdings war die Hygiene des Zimmer mehr als ausbaufähig. Angefangen von versifften Abflüssen mit Haaren über tote Insekten(-köperteile) war alles dabei. Eigentlich sind wir in Bezug auf die Unterkünfte sehr entspannt. Hier wurde unsere Entspannung aber stark herausgefordert.

Kuala Tahan

Blick über den Fluss auf Kuala Tahan

Nachdem wir uns ein bisschen von den Strapazen und dem Stress erholt hatten, machten wir uns noch mal auf den Weg. Kuala Tahan ist ein kleines Dörfchen, das als einer der Anlaufpunkte für die Besucher des Taman Negaras dient. Daher sind hier hauptsächlich kleine Hotels, Mini Supermärkte und Restaurants zu finden. Das Dorf liegt direkt an dem Tembiling Fluss, auf dessen anderer Seite dann der Regenwald beginnt.

Wir schlenderten also über die Hauptstraße, buchten zwei Touren für die nächsten zwei Tage und gelangten schließlich zum Flussufer. Dort gibt es mehrere Boote, die die Besucher für einen Ringit (20ct) über den Fluss zum Regenwald bringen. Wir ließen uns also auf die andere Seite schippern und landeten dort in einem Resort, in dem man mit mehr Budget etwas luxuriöser direkt am Rande des Regewaldes unterkommen kann. Im Tourist Office besorgten wir uns noch unsere Lizenzen zum Betreten des Regenwaldes sowie die Fotografie Erlaubnis. Später erfuhren wir noch, dass beim Betreten des Taman Negaras ohne diese Erlaubnis mehrere Jahre Haftstrafe folgen können.

Der erste Wege in den Taman Negara

Danach ließen wir es uns nicht nehmen, auch noch einen ersten Blick in den Taman Negara zu werfen. Wir folgten einem der ausgeschilderten und ausgebauten Wege durch das Resort und in den Regenwald hinein. Wir spazierten ungefähr zwei Stunden durch den Wald und ließen die gewaltigen Bäume, die tropische Flora und die lauten Geräusche der Insekten auf uns wirken (Kommentar von Niklas – Vor allem ließen wir die Kombination von hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit auf uns wirken. Großartig. Wenn man Schwitzen liebt. – Kommentar Ende). Auch gelangten wir an eine Art kleinen Strand am Ufer des Flusses und konnten dort für eine kurze Zeit verweilen.

Auch wenn wir an diesem Tag den befestigten Untergrund nicht verließen und man noch nicht von wandern sprechen konnte, waren wir abends ganz schön ausgepowert. Wir konnten nur erahnen, wie schweißtreibend die nächsten Tage werden würden.

One Day Dschungel Tour

Am nächsten Morgen fanden wir uns pünktlich zu unserer gebuchten Dschungel Tour am Treffpunkt ein. Dort wurden wir mit Wasser und Lunch-Paketen versorgt, bevor wir über den Fluss zum Regenwald aufbrachen. Nach den obligatorischen Warnhinweisen und ersten Horrorgeschichten über vergangene Touren, bekamen wir noch folgendes Versprechen von unserem Tourguide (sogar auf deutsch):
„Ihr werdet schwitzen wir ein Schwein.
Und abends schlafen wie ein Stein.“

Die Tour sah vor, dass wir zunächst zu dem Canopy Walk wandern sollten, einer Hängebrücke durch die Baumkronen des Waldes. Von dort sollte die Wanderung weiter gehen bis zu einem Wasserfall im Wald. Von dem dort nahegelegenen Flussufer würde uns dann ein Boot abholen und mit einem kurzen Zwischenstopp bei einem Ureinwohnerdorf wieder zurückbringen.

Canopy Walk

Mann läuft über die Hängebrücke im Taman Negara Regenwald

Der Weg zum Canopy Walk führte uns 500m Treppenstufen bergauf, sodass wir schon nass geschwitzt oben ankamen. Der Besucherandrang war jedoch relativ hoch, sodass wir einige Zeit warten mussten und uns so etwas erholen konnten.

Wir hatten zunächst die Befürchtung, dass die Hängebrücke nur eine unspektakuläre Touristenattraktion sei, wurden aber vom Gegenteil überzeugt. Mehrere Brücken führten uns von Plattform zu Plattform zwischen den Bäumen entlang, sodass wir eine ganz neue Perspektive auf den Regenwald bekamen. Die höchste Stelle der Brücke war 45m hoch, sodass wir mitten in den Baumkronen standen.

Aussichtspunkt Bukit Indah

Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, eröffnete unser Tourguide uns eine Planänderung. Wir waren jetzt schon im Verzug mit dem Zeitplan, weshalb wir einen Teil der Strecke, die wir eigentlich zum Wasserfall wandern wollten, ebenfalls mit dem Boot zurücklegen würden. Wir machten uns also auf den Weg zu dem schätzungsweise zwei Stunden Fußweg entfernten Ufer, an dem man uns einsammeln würde. Inzwischen war der Boden auch wieder naturbelassen und wir liefen über Stock und Stein.

junges Paar steht auf einem Aussichtspunkt im Taman Negara Regenwald

Kurz vor unserem Ziel gab es noch eine Abzweigung zu einem 500m entfernten Aussichtspunkt. Als der Guide uns fragte, wer dort noch gerne hinwollen würde, war Niklas der erste, der seine Hand hob. Mit drei weiteren Personen machten wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt, während die anderen sich schon Richtung Ufer begaben.

Wir hatten die 500m jedoch etwas unterschätzt, denn diese zurückzulegen, war zum Teil mehr Bergsteigen als Wandern. Wir kamen aber heil auf dem Berg an und hatten einen unbeschreiblichen Blick über den Regenwald und auf das Tal, in dem sich der Fluss entlangschlängelte. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns schnell wieder auf den Weg zurück zur Gruppe.

Wasserfall

Nachdem wir mit dem Boot einige Meter flussaufwärts gefahren waren, lag eine noch ca. 30-minütige Wanderung vor uns, bis wir den Wasserfall erreichten. Der Weg führte entlang eines kleinen Baches und über dessen glitschige Steine. Und wie sollte es anders sein: Auf einem dieser Steine rutschte ich aus und landete im Fluss. Auch wenn ich mich dabei mehr erschreckt als verletzt hatte, war ich danach die letzten Meter sehr zittrig auf den Beinen.

Junges Paar steht unter einem Wasserfall

Der Schreck hatte sich aber eindeutig gelohnt, als wir den Blick auf den Wasserfall bekamen. Schnell zogen wir Schuhe und T-Shirt aus, um uns unter dem Wasserfall zu duschen und in dem Becken davor abzukühlen.

Als ich dann jedoch unter dem Wasserfall stand, war ich nicht auf die Kraft vorbereitet, mit der das Wasser auf mich niederschlug. An geöffnete Augen oder schöne Fotos war hier nicht zu denken. Ich konzentrierte mich lediglich darauf, nicht erneut auszurutschen und umzufallen.

Rapid Shooting und Orang Asli Village

Zurück am Flussufer ging es für uns mit dem Boot wieder flussabwärts, dieses Mal aber im Rafting Style. Das Boot nahm dabei alle Wasserschnellen mit, sodass wir eine wilde Fahrt hatten und das Wasser auf uns spritzte. Niklas verschluckte sich sogar daran. Wie wir später erfuhren, ist dies ein Zeichen dafür, dass man noch einmal zu dem Ort zurückkehren würde (Kommentar Niklas – Und eine gute Möglichkeit Parasiten in sich aufzunehmen – Kommentar Ende).

Wir machten einen letzten Stopp am Organ Asli Village, einem kleinen Dorf, welches den indigenen, im Dschungel lebenden Völkern nachempfunden wurde. 

Dort wurde uns nicht nur gezeigt, wie man Feuer macht und jagt, wir konnten es auch selbst testen. Nachdem schon ein paar andere Teilnehmer mit dem Bambus-Blasrohr vergebens auf einen Teddy geschossen hatten, war Niklas der erste, der diesen auch wirklich traf. Nach ihrer Kultur konnte er so seine Männlichkeit unter Beweis stellen und hat sein Potenzial als Heiratsmaterial beweisen können.

Ansonsten empfand ich das Village als eher unspektakulär und sehr für Touristen ausgelegt. Niklas dagegen hat es nicht so negativ wahrgenommen und fand es dort eigentlich ganz nett.

Eigenständiger Dschungelhike

Am nächsten Tag schliefen wir erst einmal aus und begonnen unseren Tag direkt mit dem Mittagessen im schwimmenden Restaurant.

Danach machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Regenwald und ließen uns erneut über den Fluss bringen. Dort studierten wir erst einmal die Wanderkarte und fragten auch im Tourist-Office nach einem kurzen Wanderweg, den wir auch ohne Guide bewältigen können. Uns wurde der Weg zum Teresek Hill empfohlen, welcher auf der Karte mit 2,5km angegeben wurde. Und so machten wir uns auf den Weg.

Die ersten paar hundert Meter ging es wieder entspannt über befestigten Boden, bis wir zu Treppen gelangten, die uns zu dem Aussichtspunkt führen sollten. In der Nachmittagshitze stiegen wir also die endlos wirkenden Stufen hinauf. Wobei die Treppen teilweise reparaturbedürftig, bzw. die Stufen gar nicht mehr vorhanden waren. Und auch die 80%ige Luftfeuchtigkeit trieb uns den Schweiß ins Gesicht.

Dafür wurden wir am Ziel mit einem großartigen Ausblick und einer frischen Brise Luft belohnt. Nachdem wir die leichte Abkühlung und die Erholung genossen hatten, machten wir uns an den Abstieg. Dachten wir zumindest. Denn zunächst ging es weiter 500m auf gleichbleibender Höhe zu einem weiteren Aussichtspunkt.

Junge Frau schaut über den Taman Negara Nationalpark
Wurzeln im Taman Negara Regenwald

Als wir dort dann den Weg nach unten sahen, standen wir vor einer neuen Herausforderung. Der „Weg“ bestand ausschließlich aus Wurzeln, die in einer steilen Treppe nach unten führten. Und das für eine sehr lange Zeit. Doch auch als die Wurzeltreppen endlich wieder richtigem Boden wichen, war das Ende noch lange nicht erreicht.

Weiter ging es also durch den Wald, mal über besseren, mal über schlechteren Weg. Bis der Weg irgendwann endete, wir aber noch mitten im Wald standen. Mist, Verlaufen! Zum Glück lag die richtige Abzweigung aber nicht allzu weit zurück und wir konnten sie anhand eines Seiles, das bei einem steilen Aufstieg helfen sollte, identifizieren. Kurz darauf hatte ich auch wieder Handy-Empfang und konnte erleichtert feststellen, dass wir auf dem richtigen Weg waren und es „nur noch“ 1,5km bis zum Fluss waren.

Nach ca. 10.000 Schritten und fast. 10 Kilometern verließen wir endlich wieder den Regenwald. Doch eine lange Erholung war uns nicht gegönnt, denn nur wenige Stunden danach betraten wir den Taman Negara erneut.

Bei Nacht im Taman Negara

Stabheuschrecke sitzt auf einer Hand

Wir hatten für unseren letzten Abend eine Nachtwanderung gebucht. Der Guide führte uns mit seiner Taschenlampe durch den Wald und zeigte uns verschiedene Insekten, die wir selbst wahrscheinlich nie entdeckt hätten. Vor allem die Stabheuschrecken waren unter den Blättern gut getarnt. Trotzdem konnten wir mehrere entdecken und unser Guide setzte Niklas sogar eine auf die Hand.

Auch lernten wir, dass es Skorpione gibt, die normalerweise im Dunkeln nicht zu sehen sind, unter dem UV-Licht des Guides aber leuchteten, ebenso wie ein spezieller Wurm. Und auch mehrere Spinnen, zum Teil giftig, konnten wir erblicken. Als Niklas endlich auch selbst ein Tier entdeckte, war dies ein giftiger und auch für Menschen gefährlicher Tausendfüßler.

Die spektakulären Säugetiere wie Elefanten, Tapire oder Wildkatzen bekamen wir in dieser Nacht nicht zu sehen. Nach ungefähr einer Stunde war der Spaß wieder vorbei.

Somit hatten wir die zweieinhalb Tage im Taman Negara komplett ausgenutzt und dabei so viel wie möglich mitgenommen, was der Regenwald zu bieten hat. Bei der Abreise freuten wir uns dann schon auf die Cameron Highlands, das mildere Klima dort und die hoffentlich schönere Unterkunft.