katlas beyond

Katrin & Niklas

Junger Mann läuft auf einem Holzweg durch eine Trockene Landschaft, im Hintergrund ist ein Vulkan

Wandern im Tongariro National Park

Im Herzen der neuseeländischen Nordinsel liegt der Tongariro National Park, der älteste Nationalpark des Landes. Er umfasst eine Fläche von etwa 795 Quadratkilometern. 

Diese beeindruckende Region ist bekannt für ihre spektakuläre Landschaft, die von aktiven Vulkanen, alpinen Wiesen, Seen und beeindruckenden Felsformationen geprägt ist. Inmitten dieser beeindruckenden Naturkulisse ragen drei aktive Vulkane empor: Mount Tongariro, Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu. Dabei ist der Vulkan Ngauruhoe besonders bekannt, da er als „Mount Doom“ in der „Herr der Ringe“-Trilogie diente.

Doch der Tongariro Nationalpark birgt nicht nur ästhetische Wunder, sondern ist auch tief in der Maori-Kultur verwurzelt, wo ihm eine spirituelle Bedeutung verliehen wird. Daher wurde er von der UNESCO als „Dual World Heritage Site“ ausgezeichnet, wodurch sowohl seine natürliche als auch seine kulturelle Bedeutung anerkannt ist.

Nach unserem Aufenthalt in Rotorua und dem anschließend en Tagesbesuch in Taupo führte uns unser Weg endlich in den Tongariro National Park. Bereits während der Fahrt erhielten wir erste Blicke auf die Vulkane und konnten beobachten, wie sich die Landschaft veränderte. Die umliegende Vegetation präsentierte sich in warmen Gelb- und Brauntönen und vermittelte dadurch einen Eindruck von Trockenheit.

Lake Rotopounamu

Noch ganz im Norden des Tongariro National Parks befindet sich der Lake Rotopounamu, um den ein etwa 5 Kilometer langer Rundweg führt. Bei unserem Spaziergang mussten wir jedoch feststellen, dass der Track durch dichten Wald führte, wodurch während des Laufens weder der See noch andere Aspekte des Nationalparks zu sehen waren. Lediglich die vielfältige Vogelwelt hätten wir dort beobachten können.

Daher entschieden wir uns, nur einen kurzen Teil der Strecke bis zu einem kleinen Strandabschnitt zu laufen und schließlich wieder umzukehren, um unsere Fahrt ins Zentrum des Tongariro National Parks, dem Whakapapa Village, fortzusetzen 

Tawhai Falls

Auf dem Weg zum Whakapapa Village führte uns der Weg an den Tawhai Falls vorbei.

kleiner Wasserfall mit türkisfarbenem Wasser

Nach etwa 600 Metern erreichten wir eine erste Aussichtsplattform. Dort standen wir auf einer Höhe des oberen Flussabschnittes und konnten einen ersten Blick auf den Wasserfall werfen. Wir folgten dem Weg noch etwas weiter und gelangten schließlich zum unteren Teil des Flusses. Von hier konnten wir noch einmal sehen, wie die Tawhai Falls etwa 13 Meter in die Tiefe und in ein Becken mit klarem, türkisfarbenem Wasser stürzte.

Übrigens trägt dieser Wasserfall auch den Beinamen „Gollums Pool“, da er als Filmkulisse in den “Herr der Ringe”-Filmen diente. Er ist in einer Szene im zweiten Teil zu sehen, in der Frodo und Faramir versuchen, Gollum zu fassen.

Northern Circuit Fail 

Ursprünglich hatten wir den Tongariro Nationalpark mit dem Vorhaben besucht, dort den Tongariro Northern Circuit, einen 45 Kilometer langen Wanderweg und einen der sogenannten „Great Hikes“ in Neuseeland, zu wandern. 

Da wir uns aber vorher aufgrund meines geschwollenen Knöchels nicht sicher warenob ich wirklich eine viertägige Wanderung laufen könnte, hatten wir die Hütten für die Nächte noch nicht gebucht.

Im Whakapapa Village angekommen, besuchten wir das DOC Info-Center, um uns mit den örtlichen Rangern zu beraten und weitere wichtige Informationen zu erhalten. Leider mussten wir dort erfahren, dass alle Hütten bereits für die gesamte nächste Woche ausgebucht waren. Damit konnten wir unseren Plan also über Bord werfen. 

Silica Rapids Walk

Nachdem wir die frustrierende Nachricht verdaut hatten, nutzten wir den verbleibenden Tag, um einen ersten Eindruck vom Nationalpark zu gewinnen. Unsere Wahl fiel auf den 7 km langen Silica Rapids Walk, der uns über Holzplanken zunächst durch einen Buchenwald führte. Anschließend passierten wir ein scheinbar trockenes Sumpfgebiet und eine steinige Umgebung, wobei sich uns ein beeindruckender Blick auf den Mount Ngauruhoe bot.

Als wir laut Google Maps den Punkt erreichen sollten, an dem sich die Silica Rapids befinden, konnten wir diese jedoch nicht eindeutig ausmachen. Auch der klar erkennbare Weg hatte hier geendet, weshalb wir uns dazu entschieden, einen Track zu der Straße zu laufen, welcher wieder zurück ins Dorf führte. 

Im Nachhinein sind wir uns auch nicht sicher, ob wir wirklich den gesamten Silica Rapids Walk gelaufen sind, oder ob wir möglicherweise zu früh den Rückweg über die Straße genommen haben. 

Tama Lakes Track 

Für unseren zweiten Tag im Tongariro National Park hatten wir uns dann als Alternative den 17 Kilometer langen Tama Lakes Track ausgesucht. Dieser beginnt ebenfalls im Whakapapa Village und führt größtenteils durch Streckenabschnitte des Northern Circuit, was uns die Möglichkeit bot, zumindest einen Teil von diesem zu erleben. 

Wir brachen am frühen Morgen auf, stießen jedoch gleich zu Beginn auf ein paar Problemchen, den richtigen Startpunkt zu finden. Nach einer kurzen Suche hatten wir es jedoch geschafft, und unsere Wanderung konnte beginnen.

Taranaki Falls

Der erste Abschnitt des Weges führte uns zu den Taranaki Falls, der auch als eigenständiger, sechs Kilometer langer Loop-Track gelaufen werden kann. Der gut befestigte Weg war nicht allzu steil, und die Sonne schien bereits warm. Voller Motivation durchquerten wir zunächst eine trockene Sumpflandschaft, von der aus wir bereits erste Blicke auf den imposanten Mount Ngauruhoe werfen konnten.

Nach einem etwas längeren Waldabschnitt erreichten wir schließlich die Taranaki Falls. Das Wasser stürzte beeindruckende 20 Meter in die Tiefe, und wir kletterten über Felsen näher heran. Die Gischt des Wasserfalls war angenehm kühl und erfrischend. 

Denn inzwischen schien die Sonne hell und warm und es war auch kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, die Schatten hätten spenden können.

Lower Tama Lake

Von dem Wasserfall aus führte uns der Weg nun über eine Landschaft, die von gelb-rot-braunen Farben dominiert wurde. Während des Laufens hatten wir dabei fast immer einen Blick auf mindestens einen der Vulkane. Während wir so weiter liefen, bekam man fast das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Dank des sonnigen Wetters und der allgegenwärtigen beeindruckenden Aussichten kam mir die Wanderung auch nicht sonderlich anstrengend vor, sodass die Motivation weiterhin hoch blieb. 

Schließlich erreichten wir den ersten Bergsee, den Lower Tama Lake, eingebettet in ein Tal und umgeben von felsigen Bergen. Der Ausblick war wunderschön und wir legten eine kleine Pause ein, um die Aussicht zu genießen.

Aufgrund der Maori-Kultur und der damit einhergehenden spirituellen Bedeutung des Ortes ist es übrigens nicht erlaubt, in den Bergsehen zu schwimmen oder das Wasser überhaupt zu berühren

Upper Tama Lake

Vom ersten Bergsee waren es nur noch knapp eine Stunde bis zum oberen Bergsee. Allerdings hörte an dieser Stelle der klare und einfache Weg auf. Stattdessen mussten wir einen steilen Hügel voller Felsen und Geröll hinaufsteigen. Der Anstieg war deutlich anspruchsvoller und anstrengender als die Wege zuvor. Doch als wir die Höhe von 1.440 Metern erreichten, wurden wir mit einem atemberaubenden Anblick belohnt. Vor und unter uns lag der Upper Tama Lake, dahinter thronte der Mount Ngauruhoe  mit seiner nahezu perfekten Bergspitze. Hinter uns bot sich der Blick auf den Lower Tama Lake, und in der Ferne konnten wir über den Nationalpark und seine karge Landschaft schauen. 

Wir suchten uns einen gemütlichen Stein und machten es uns mit unserem mitgebrachten Mittagessen bequem.

Nach ausreichender Erholung und Stärkung machten wir uns wieder an den Abstieg und den Rückweg. Bis zu den Taranaki Falls folgten wir demselben Weg, den wir bereits gekommen waren. Am Wasserfall entschieden wir uns jedoch für den anderen Abschnitt des Rundwegs über die Taranaki Falls. Am Nachmittag erreichten wir etwas erschöpft (aber dennoch weniger als erwartet) und glücklich wieder den Campingplatz, wo wir den Rest des Tages entspannt in der Sonne genossen.

Mount Ruapehu 

Am nächsten Morgen entschieden wir uns, der Straße durch das Whakapapa Village weiter zu folgen und bis zum Mount Ruapehu sowie dem dort gelegenen Whakapapa Skigebiet zu fahren. Unser Van hatte zwar mit der Steigung zu kämpfen, aber nach einer kurvenreichen Fahrt erreichten wir unser Ziel in einer Höhe von etwa 2.000 Metern.

Beim Aussteigen bemerkten wir sofort, dass die Luft spürbar kälter war als unten im Dorf. Auch die Umgebung hatte sich erheblich verändert, denn in dieser Höhe gab es neben dem Skilift hauptsächlich Steine und Geröll. Auf Empfehlung eines älteren Ehepaars, mit dem wir uns beim Frühstück unterhalten hatten, machten wir uns auf die Suche nach der Meads Wall. Diese Steinwand diente ebenfalls als Drehort für „Der Herr der Ringe“ und ist in der Anfangsszene des zweiten Teils zu sehen.

Auch wenn wir möglicherweise nicht den dafür vorgesehenen Weg genommen hatten, erreichten wir schließlich unser Ziel und waren beeindruckt von den imposanten Felsen, den steilen Abhängen und dem weiten Ausblick über den Nationalpark.

Waitonga Falls Track 

Als letzten Stopp im Tongariro National Park wollten wir noch den Waitonga Falls einen Besuch abstatten, dem höchsten Wasserfall des National Parks. Ein etwa zwei Kilometer langer Wanderweg führte uns durch einen Wald und über Graslandschaften zum felsigen Flussufer, von wo aus wir den Wasserfall bereits aus der Ferne erkennen konnten.

Unterwegs hatten wir bereits eine Gruppe außergewöhnlich gekleideter Personen gesehen. Als wir schließlich die Wasserfälle erreichten, stellten wir fest, dass sich einige Mitglieder dieser Gruppe ebenfalls dort aufhielten, allerdings ohne die zuvor auffällige Kleidung. Denn um genau zu sein, trugen sie gar keine Kleidung. Sie hatten sich komplett ausgezogen, um nackt unter dem Wasserfall zu baden. 

Trotzdem ließ ich mich davon nicht abhalten, den Wasserfall noch von  etwas näher zu betrachten. Also kletterten wir über die Felsen und durch den Fluss, bis wir die Waitonga Falls in ihrer ganzen Pracht erblicken konnten – und dadurch auch unsere entkleideten Wanderbegleiter. Der Wasserfall war beeindruckend. Durch den nicht zu enden scheinenden Andrang an nackten Menschen konnten wir seinen Anblick aber leider nicht ganz genießen. 

Später haben wir dann auch noch herausgefunden, dass sich nicht weit entfernt auch die Mangawhero Falls befinden, die ebenfalls in den Herr der Ringe Filmen zu sehen sein sollen.

Tongariro Alpine Crossing 

Eine der bekanntesten Wanderungen in Neuseeland ist das Tongariro Alpine Crossing, welches auch als eine der schönsten Tageswanderungen weltweit gilt. Die Strecke führt 19,4 Kilometer zwischen dem Mount Tongariro und dem Mount Ngauruhoe entlang. Dabei bietet sich ein atemberaubender Ausblick auf Vulkane, Krater und Bergseen.

Bereits in Deutschland hatten Niklas und meine Mutter beschlossen, dass wir diese Wanderung gemeinsam laufen wollen, wenn sie uns besuchen kämen. 

Als es so weit war und meine Eltern in Neuseeland ankamen, trafen wir alle Vorbereitungen und buchten das erforderliche Shuttle zum Startpunkt. Einen Tag zuvor erhielten wir jedoch vom Anbieter die Information, dass sie das Shuttle und damit die Wanderung leider absagen müssten, da das Wetter zu regnerisch und stürmisch sei, was die Wanderung an diesem Tag zu gefährlich machen würde. 

Somit mussten wir das Tongariro Alpine Crossing schweren Herzens auslassen und konnten uns leider keine eigene Meinung darüber bilden, ob der Hype um diesen Wanderweg gerechtfertigt ist oder nicht.